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Bundesverfassungsgericht, Beschluss vom 22.06.2017
- 1 BvR 666/17 -
Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" vorerst nicht zum Abdruck eines "Nachtrags" verpflichtet
Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung gegen Verpflichtung zum Abdruck eines "Nachtrags" erfolgreich
Das Bundesverfassungsgericht hat im Wege der einstweiligen Anordnung auf Antrag der des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" die Vollstreckung aus einem Urteil des Hanseatischen Oberlandesgerichts Hamburg einstweilen eingestellt. Mit dem Urteil war der Beschwerdeführerin auferlegt worden, einen "Nachtrag" zu einem im Magazin "Der Spiegel" erschienenen Artikel abzudrucken. Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts beruht auf einer Folgenabwägung. Ein weiterer Aufschub bei der Vollstreckung ist dem Kläger des Ausgangsverfahrens eher zumutbar als es die Verpflichtung zum sofortigen Abdruck für die Antragstellerin wäre.
Dem Verfahren lag folgender Sachverhalt zugrunde: Im August 2010 erschien in der
Spiegel rügt Verletzung des Grundrechts auf Pressefreiheit
Die hiergegen eingelegte Nichtzulassungsbeschwerde wies der Bundesgerichtshof ebenso zurück wie eine nachfolgend erhobene Anhörungsrüge. Inzwischen wird die Beschwerdeführerin im Zwangsmittelwege dazu angehalten, die Erklärung abzudrucken. Mit ihrer Verfassungsbeschwerde rügt die Beschwerdeführerin vornehmlich die Verletzung ihres Grundrechts auf Pressefreiheit (Art. 5 Abs. 1 Satz 1 und 2 GG) und begehrt mit dem Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung, die Vollziehung des Urteils des Oberlandesgerichts einstweilen auszusetzen.
Bundesverfassungsgericht muss bei offenem Ausgang des Hauptsacheverfahrens Folgenabwägung vornehmen
Das Bundesverfassungsgericht entschied, dass der zulässige Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung begründet ist. Das Bundesverfassungsgericht kann einen Zustand durch
Die Verfassungsbeschwerde ist weder von vornherein unzulässig noch offensichtlich unbegründet; sie wirft vielmehr Fragen auf, die im vorläufigen Rechtsschutzverfahren nicht abschließend beurteilt werden können. Demnach war eine Folgenabwägung vorzunehmen. Nach ihrem Ergebnis überwiegen im vorliegenden Verfahren die Gründe, die für den Erlass einer einstweiligen Anordnung sprechen.
Veröffentlichung des "Nachtrags" könnte zu Imageschaden führen
Erginge die beantragte
Veröffentlichung des "Nachtrags" kann auch zum späteren Zeitpunkt noch Sinn erfüllen
Erginge die
Aufschub bei Vollstreckung eher zumutbar als Verpflichtung zum sofortigen Abdruck
Beurteilt man die Folgen, wiegen die Nachteile, die der Beschwerdeführerin im Falle der Ablehnung des Erlasses der begehrten einstweiligen Anordnung drohen, schwerer als die Nachteile, die für den Kläger des Ausgangsverfahrens im Falle eines Anordnungserlasses entstünden. Ein weiterer Aufschub bei der Vollstreckung ist diesem eher zumutbar als es die Verpflichtung zum sofortigen Abdruck für die Beschwerdeführerin wäre.
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© kostenlose-urteile.de (ra-online GmbH), Berlin 27.06.2017
Quelle: Bundesverfassungsgericht/ra-online
- BVerfG zu den Anforderungen für die Verurteilung auf Abdruck einer Gegendarstellung bei mehrdeutigen Äußerungen
(Bundesverfassungsgericht, Beschluss vom 19.12.2007
[Aktenzeichen: 1 BvR 967/05]) - LG Hamburg: Diözese Regensburg kann Untersagung der bisherigen Berichterstattung über Missbrauchsfälle durch den "Spiegel" verlangen
(Landesarbeitsgericht Hamburg, Urteil vom 21.01.2011
[Aktenzeichen: 324 O 274/10])
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Dokument-Nr. 24456
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