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Bundesverfassungsgericht, Beschluss vom 02.11.2016
- 1 BvR 289/15 -
Polizeiliche Maßnahmen zur Identitätsfeststellung gegen gesamte Gruppe von Versammlungsteilnehmern zulässig
Verfassungsbeschwerde gegen Identitätsfeststellung und Freiheitsentziehung im Rahmen einer Versammlung erfolglos
Das Bundesverfassungsgericht hat eine Verfassungsbeschwerde gegen die polizeiliche Identitätsfeststellung und die damit verbundene Freiheitsentziehung durch Einkesselung bei einer Demonstration in Frankfurt am Main nicht zur Entscheidung angenommen. Zwar erfordert der Verdacht einer Straftat eine hinreichend objektive Tatsachengrundlage und muss auf einen konkreten Versammlungsteilnehmer bezogen sein. Dies schließt allerdings nicht aus, dass auch gegen eine ganze Gruppe von Versammlungsteilnehmern polizeiliche Maßnahmen zur Identitätsfeststellung getroffen werden, wenn sich aus deren Gesamtauftreten ein Verdacht auch gegenüber den einzelnen Mitgliedern der Gruppe ergibt und das Vorgehen die übrigen Versammlungsteilnehmer so weit wie möglich ausspart.
Der Beschwerdeführer des zugrunde liegenden Verfahrens nahm im Juni 2013 an einer
Maßnahmen gegen eine ganze Gruppe von Versammlungsteilnehmern unter bestimmten Voraussetzungen möglich
Das Bundesverfassungsgericht entschied, die Verfassungsbeschwerde nicht zur Entscheidung anzunehmen. Die angegriffenen Entscheidungen verletzen den Beschwerdeführer nicht in seinen Grundrechten. Die Verfassung gewährleistet das Recht, sich "friedlich und ohne Waffen zu versammeln". Ist nicht damit zu rechnen, dass eine
Polizei durfte Anfangsverdacht gegen alle Mitglieder einer Gruppe als begründet ansehen
Diesen Maßgaben werden die fachgerichtlichen Entscheidungen gerecht. Es verstößt nicht gegen verfassungsrechtliche Vorgaben, wenn die Polizei einen Anfangsverdacht gegen alle Mitglieder einer Gruppe als begründet ansieht, die sich aufgrund dichtgedrängter Staffelung, Sichtschutz und Vermummung vom übrigen Versammlungsgeschehen abhebt und aus der heraus eine Vielzahl von Straftaten und Ordnungswidrigkeiten begangen werden. Die zu diesem Teil des Aufzugs gehörenden Personen zeigen ein planvoll-systematisches Zusammenwirken mit einer Vielzahl von Gewalttätern und erwecken den Eindruck der Geschlossenheit, so dass die Einsatzkräfte als Grundlage einer
Gruppenteilnehmer haben selbst durch eigenes Verhalten zur Verlängerung der polizeilichen Maßnahmen beigetragen
Auch die fachgerichtliche Feststellung, ein Festhalten des Beschwerdeführers sei allein bis zum Passieren einer der Video-Durchlassstellen und damit nicht länger als zur Feststellung der
BVerfG bejaht Zulässigkeit der Identitätsfeststellung
Die angegriffenen Entscheidungen verletzen auch nicht die Grundrechte des Beschwerdeführers, indem sie davon ausgegangen sind, dass eine unverzügliche Vorführung vor den Richter zum Zwecke der Entscheidung über die Zulässigkeit und Fortdauer der
Heranziehung polizeilichen Videomaterials nicht erforderlich
Die Fachgerichte haben auch nicht dadurch gegen Art. 2 Abs. 2 Satz 2 in Verbindung mit Art. 104 GG verstoßen, dass sie es unterlassen haben, das polizeiliche Videomaterial beizuziehen. Nach der nicht zu beanstandenden Rechtsauffassung der Fachgerichte musste ein Verdacht gegen den Beschwerdeführer nicht daran scheitern, dass dieser tatsächlich keine Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten begangen hat. Ausreichend war insoweit bereits seine Zugehörigkeit zu einer sich vom übrigen Demonstrationsgeschehen deutlich abhebenden Gruppe, aus der heraus eine Vielzahl von Straftaten und Ordnungswidrigkeiten begangen wurden.
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© kostenlose-urteile.de (ra-online GmbH), Berlin 15.12.2016
Quelle: Bundesverfassungsgericht/ra-online
- Präventive Ingewahrsamnahme in Zusammenhang mit Castortransport zulässig
(Bundesverfassungsgericht, Beschluss vom 18.04.2016
[Aktenzeichen: 2 BvR 1833/12, 2 BvR 1945/12]) - Identitätsfeststellung von Versammlungsteilnehmern nur bei konkreter Gefahr für polizeiliches Schutzgut zulässig
(Bundesverfassungsgericht, Beschluss vom 24.07.2015
[Aktenzeichen: 1 BvR 2501/13])
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Dokument-Nr. 23578
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