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Amtsgericht Augsburg, Urteil vom 12.08.2008
- 73 C 5637/07 -
Niederlage für Branchenbuchanbieter im Fall www.Oertliche-Branchenbuch.com - Zahlungsklage vor Gericht gescheitert
AG Augsburg: Arglistige Täuschung lässt sich an Händen greifen - Getäuschter Kunde kann Vertrag anfechten
Das Amtsgericht Augsburg hat die Zahlungsklage des Branchenbuchanbieters www.oertliches-branchenbuch.com abgewiesen und der Widerklage des Kunden auf Feststellung, dass aus dem streitgegenständlichen Eintragungsantrag kein Vergütungsanspruch besteht, stattgegeben.
Der Branchenbuchanbieter verlangte von dem beklagten Unternehmer die vertraglich vereinbarte Vergütung für dessen Eintragung in das Internetbranchenverzeichnis www.oertliche-branchenbuch.com. Als Grundlage nannte die Klägerin den schritlichen Auftrag des Beklagten. Nach dem Text dieses Formulars sollte eine Vertragsbeziehung mit einer Laufzeit von zwei Jahren zustande kommen. Für die Eintragung in das Branchenverzeichnis sollte ein jährlicher Betrag von 804 Euro im voraus bezahlt werden.
Branchenbuchanbieter hat keine vertraglichen Ansprüche
Das Amtsgericht wertete die Rechtslage eindeutig: Es besteht keine Vertragsbeziehung. Deshalb hat die Klägerin auch keinen vertraglichen Erfüllungsanspruch, und der Beklagte Unternehmer hat Anspruch auf die gerichtliche Feststellung, dass der Klägerin auch über die Klageforderung hinaus keine weiteren vertraglichen Ansprüche zustehen.
Klägerin trat als englische Limited (Ltd.) auf
Das Gericht ließ einen Anspruch der Klägerin schon daran scheitern, dass sie nicht nachgewiesen habe, dass sie überhaupt der Vertragspartner sei. Sie firmiere unter der Gesellschaftsform der englischen
Branchenbuchanbieter hat es ganz gezielt auf Täuschung angelegt
Darüber hinaus ergebe sich zur Überzeugung des Gerichts auch eindeutig, dass es die hinter dem Vertragsformular stehenden Personen ganz gezielt auf eine
"dasoertliche.de" gehört zu den meist genutzten Internetseiten
Der dazu gehörige Internetauftritt gehöre zu den 15 in Deutschland am meisten genutzten Kommunikationsverzeichnissen und sei weit verbreitet und allgemein bekannt. Was hingegen die Klägerin zur Verfügung stelle, sei ein reines Internetverzeichnis, über dessen Nutzungsumfang im Verhältnis zu anderen Kommunikationsverzeichnissen keine zuverlässigen Angaben vorliegen.
Verbindung zu "Das Örtliche" der Telekom sollte suggeriert werden
Mit der Gestaltung des Vertragsformulars und dem Auftreten der zur Anwerbung beschäftigten Personen versuche die Klagepartei offensichtlich, diesen erheblichen Unterschied zu verschleiern und eine gedankliche Verbindung bei dem flüchtigen Lesen zu dem bekannten Kommunikationsverzeichnis "Das Örtliche" herzustellen.
Anders als "Das Örtliche" ist "oertliche-Branchenbuch.com" ein reines Internetverzeichnis
Das Internetverzeichnis der Klägerin sei aber - im Gegensatz zu den lokalen Printausgaben von "Das Örtliche" - genau das Gegenteil von "örtlich", weil es sich als einheitliches Verzeichnis an einen überregionalen Nutzerkreis wende. Die Bezeichnung "örtlich" gebe für das Verzeichnis der Klägerin keinen Sinn und könne nur dazu dienen, eine gedankliche Verbindung zu dem
"Branchenbuch" suggeriert Existenz einer Printausgabe
Das Gericht führte weiter aus, dass sich die gleiche Irreführung aus dem von der Klägerin verwendeten Begriff "Branchenbuch" ergebe. Denn das Verzeichnis sei - anders als die Druckausgabe des seit langer Zeit existierenden Adressverzeichnisses der Telekom - offensichtlich kein "Buch". Auch hier gebe die Verwendung des Begriffs nur als Assoziation zu dem Buch "Das Örtliche" einen Sinn.
Telefonhörer als Logo soll an Logo der Deutschen Post erinnern
Die Deutsche Bundespost, aus der die
Vertragsformular erweckt Eindruck bereits bestehender Geschäftsverbindung
Die textliche Gestaltung des Vertragsformulars suggeriere bei oberflächlicher Betrachtungsweise auch keinen neuen Auftrag, sondern die Bezugnahme auf ein bereits bestehendes Vertragsverhältnis. Deshalb sei ganz fett gedruckt sogar zweifach die Bitte zur "Ergänzung" von Daten enthalten, während sich die Bezeichnung des Vertragspartners nur bei gründlichster Lektüre im Kleingedruckten auffinden lasse.
Arglistige Täuschung lässt sich an Händen greifen
Die
Gericht hat keinen Zweifel an arglistigem Verhalten
Nach alledem hatte das Gericht keinen Zweifel daran, dass der Beklagte sich bei Unterzeichnung des Formulars in einem
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© kostenlose-urteile.de (ra-online GmbH), Berlin 28.07.2011
Quelle: ra-online, Amtsgericht Augsburg (vt/we)
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Dokument-Nr. 11947
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