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Oberlandesgericht Dresden, Urteil vom 24.09.2019
- 4 U 1401/19 -
"Team Wallraff": Ausstrahlung heimlicher Videoaufnahmen im Pflegeheim teilweise zulässig
Das Oberlandesgericht Dresden hat entschieden, dass heimlich hergestellte und später verbreitete Videoaufnahmen von zwei Pflegerinnen, die im Rahmen der Sendereihe "Team Wallraff" bei einem Privatsender ausgestrahlt wurden, teilweise zulässig sind.
Die Verfügungsklägerinnen des zugrunde liegenden Falls sind Pflegerinnen in einer geschlossenen psychiatrischen Abteilung eines Klinikums. Dort hatte sich der für die Verfügungsbeklagte zu 2) tätige Verfügungsbeklagte zu 1) eingeschlichen und heimlich
LG: Vorgenommene unfaire Zuspitzungen mit journalistischer Sorgfalt unvereinbar
Mit dem angefochtenen Urteil verurteilte das Landgericht die Verfügungsbeklagten, es zusammen mit den in dem Film zu sehenden Bildern zu unterlassen, zu behaupten, die Verfügungsklägerin zu 1) habe wahrgenommen, dass ein Patient in die Ecke eines Raumes uriniert habe, ohne etwas zu unternehmen; die Verfügungsklägerin zu 2) habe einem Patienten unbemerkt Medikamente "unters Essen gemischt". Beide Verfügungsklägerinnen seien zwar anonymisiert worden, für ihren Bekanntenkreis jedoch noch gut erkennbar gewesen. Die über die Verfügungsklägerin zu 1) aufgestellte Behauptung sei unrichtig, weil diese am Tag der heimlichen
Beklagte verweisen auf Verpixelung und Anonymisierung der Betroffenen
Mit der Berufung vertraten die Verfügungsbeklagten unter anderen die Auffassung, dass das Landgericht fehlerhaft angenommen habe, dass die Verfügungsklägerinnen auf den Aufnahmen erkennbar seien, obwohl diese verpixelt und ihre Stimmen anonymisiert worden seien. Eine bloß theoretische Identifizierbarkeit reiche nicht aus. Bei der Abwägung der betroffenen Belange habe das Landgericht außer Acht gelassen, dass eine rechtswidrige Zwangsmedikation vorgelegen habe, die dazu habe dienen sollen, den Patienten ruhigzustellen.
Hinweis auf offensichtlichen Missstand ist höher zu gewichten
Das Oberlandesgericht Dresden verwies in seiner Entscheidung darauf, dass bei heimlichen Bild- und Tonaufnahmen zwar eine Vermutung für deren Unzulässigkeit spreche. Nach Abwägung zwischen dem
Mitarbeiterin trotz Verpixelung erkannt worden
Demgegenüber müsse es sich die andere betroffene Pflegerin (Verfügungsklägerin zu 1) nicht gefallen lassen, in einer Szene als teilnahmslos gegenüber der Verunreinigung eines Aufenthaltsraums durch einen Bewohner des Heims dargestellt zu werden, obwohl sie unstreitig in der dargestellten Situation nicht anwesend gewesen sei. Dass sie trotz Verfremdung ihrer Gestalt und Stimme in ihrem Bekanntenkreis tatsächlich erkannt worden sei, habe sie hinreichend glaubhaft gemacht.
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© kostenlose-urteile.de (ra-online GmbH), Berlin 01.10.2019
Quelle: Oberlandesgericht Dresden/ra-online (pm/kg)
- Grenzen journalistischer Recherche: Heimliche Aufnahmen in psychiatrischer Klinik unzulässig
(Oberlandesgericht Köln, Beschluss vom 18.07.2019
[Aktenzeichen: 15 W 21/19]) - "Wallraff-Enthüllungen": Fristlose Kündigung eines Pflegedienstes bleibt wirksam
(Sozialgericht Berlin, Beschluss vom 08.07.2014
[Aktenzeichen: S 212 SO 1647/14 ER])
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Dokument-Nr. 27917
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